Exzellenter Technologietransfer Neckar-Alb

Auszeichnung für Professor Andreas Kappler 
Universität Tübingen für "Gewinnung wertvoller Metalle aus Müllverbrennungsschlacken" geehrt
 
Erster Landesbeamte des Landkreises Tübingen Hans-Erich Messner, Dr. Thomas Helle (Novis GmbH), Professor Andreas Kappler, Prorektor Professor Peter Grathwohl (beide Uni Tübingen) und Christian O. Erbe, Präsident der IHK Reutlingen. Foto: Anna-Lisa Lange.

Wertvolle Metalle im Müll

Zum zweiten Mal kürte das IHK-IWW Wissenschaftler regionaler Hochschulen, die einen exzellenten Technologietransfer zu Unternehmen vorweisen können. Ausgezeichnet wurde Professor Andreas Kappler von der Universität Tübingen für ein Projekt zur "Gewinnung wertvoller Metalle aus Müllverbrennungsschlacken mit Hilfe von Mikroorganismen".

Besonders die Rückgewinnung seltener Erdmetalle, die in Elektronikbauteilen verbaut sind, setzte man sich bei dem Projekt zum Ziel. Projektpartner war die Tübinger Novis GmbH, die Projekte auf der ganzen Welt zur Rückgewinnung von Rohstoffen aus Abfall und zur Nutzung der Energie von Reststoffen umsetzt. Um nun an die seltenen Erden zu gelangen, reicht der Vergleich zur Suche nach der Nadel im Heuhaufen nicht aus. Tonnen von Schlacke aus Müllverbrennungsanlagen müssen pro Tag durchsucht werden. Enorme Flächen sind notwendig, sollte der Prozess nicht schnell genug ablaufen. Kleinste Organismen helfen bei der Suche. „Die Mikroorganismen helfen beim Aufschluss der seltenen Erden und Metalle, indem sie diese Metalle in den eigenen Stoffwechsel überführen“, erklärt Novis-Geschäftsführer Thomas Helle den in Fachkreisen „Bioleaching“ genannten Prozess. „Aus den Mikroorganismen können später wieder die reinen Metalle extrahiert werden.“ Innerhalb von drei Tagen können mit dem an der Uni Tübingen entwickelten Verfahren bis zu 80 Prozent der Metalle aus anfallenden Müllschlacken herausgelöst werden. Für Professor Kappler hat sich die Auszeichnung für Exzellenten Technologietransfers bereits auf andere Art gelohnt. Durch die Berichterstattung über die Preisverleihung und das Projekt hat sich eine Wissenschaftlerin bei ihm beworben, die nun in seinem Team an einem Folgeprojekt arbeitet.

Bis zum großtechnischen Einsatz der Technologie ist es aber noch ein langer Weg. Vom Labormaßstab in der Uni Tübingen überführte Novis das Verfahren in eine Kleinanlage für 50 Kilogramm Schlacke. Mit dem Betreiber einer Müllverbrennungsanlage soll nun eine Anlage für den Tonnenmaßstab aufgebaut werden. Auch Gespräche mit Minenbetreibern sind im Gange. Eine marktreife Anwendung von Bioleaching bietet hervorragende internationale Marktchancen.

Das Institut für Wissensmanagement und Wissenstransfer (IHK-IWW) zeichnet jährlich Wissenschaftler für exzellenten Technologietransfer aus. In 2015 erhielten neben Professor Andreas Kappler auch Professor Herrmann Mayer, ebenfalls Wissenschaftler der Universität Tübingen sowie die zwei Wissenschaftler der Hochschule Reutlingen Professor Bernd Thomas und Professor Frank Truckenmüller die Auszeichnung.